Abdominelle Adhäsionen entstehen bei Verletzungen (chir., traumatisch, toxisch, entzündlich, …) des Peritoneums. Sie stellen ein relevantes klinisches Problem dar mit entsprechenden ökonomischen Auswirkungen (ca. 1% aller stat. Aufnahmen [Ray NF et al. JACS 1998;186:1-9], 3% aller Notfalllaprotomien, ein Drittel wird innert 10 Jahren zumindest 2 Mal stationär aufgenommen [Ellis H et al. Lancet 1999;353:1476-80]; die Kosten belaufen sich in den Staaten auf $ 5 Milliarden im Jahr 2001 [Parker MC et al. Colorectal Dis 2005;7:551-8]). Sie entstehen im Rahmen der Wundheilung (innere Wunde), wobei die Balance zwischen Plasminogen-Aktivatoren (tPA) und Plasminogen-Inhibitoren (PAI-1) die wesentliche Rolle spielt. Strake bis komplette Fibrindegeneration durch hohe tPA- und niedrige PAI-1 Spiegel resultiert in “normaler” Wundheilung (Ivarsson ML et al. BJS 1998;85:1549-54). Trotzdem ist die Variabilität der Ausbildung von Adhäsionen unklar. Das Spektrum reicht von ausgedehnten bis minimalen, breitflächigen bis strangförmigen (Bride) Adhäsionen. Dabei spielt das Ausmaß für die Klinik keine Rolle. Es ist eine alte klinische Erfahrung, dass auch wenige Adhäsionen scherzhaft sein und bis hin zum unter Umständen lebensbedrohlichen Ileus führen können. Andererseits können ausgedehnte Adhäsionen auch völlig asymptomatisch sein. Adhäsionen sind häufiger nach kolorektalen und gynäkologischen Eingriffen, als bei Eingriffen im oberen GI-Trakt. Sie entwickeln sich interessanterweise im Abdomen auch häufiger kaudal des Kolon transversums (Ellis H et al. Lancet 1999;353:1476-80; Awonuga AO et al. Reprod. Scie 2011;18:1166-85). Adhäsionen führen zu Dünndarm-Obstruktionssymptomatik, Infertilität und Rezidiven. Daher ist eine besonders sorgfältige OP-Indikation beim Rezidiv zu setzen und es sind alle konservativen Maßnahmen zur Gänze auszuschöpfen. Zudem steigt mit jeder Re-Operation die Gefahr der iatrogenen Verletzung und weiterer Komplikationen (ten Broek RPG et al. BMJ 2013;347:5588). Daher wäre eine Prävention der Adhäsionen sinnvoll. Bislang ist kein Produkt am Markt, das Adhäsionen signifikant verhindert. Im Tierexperiment als wirksam getestet haben sich Heparin, Kortikosteroide, Dextran, Urokinase, Streptokinase, tPA, etc. als unwirksam erwiesen. Am ehesten versprechen derzeit Antiadhäsions-Barrier-Gelprodukte (Seprafilm®, Gynecare Interceed™, Gore preclude®, Repel-CV Adept® [Arung W et al. World J Gastroenterol 2011;17:4545-53], weitere Info) ein gewisse Wirksamkeit in der Prophylaxe, aber eine Obstruktionssymptomatik kann auch nicht verhindert werden und das Probleme besteht in der Unmöglichkeit die gesamte intraabdominelle Oberfläche mit diesen Produkten zu bedecken. Als weiteres Produkt wird derzeit eine modifizierte Hyaluronsäure und ein Carboxymethylzellulose-Puder getestet.
Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass die sorgfältige chir. Präparation mit Verhinderung unnötiger Verletzungen des Peritoneums mit – wenn sinnvoll – Verwendung minimal invasiver Techniken, die nach wie vor zielführendste Verhinderung von Adhäsionen darstellt.