Zunehmend stellt sich die Frage was gefährlicher ist, die Anämie oder die Transfusion
Das Zauberwort heißt Patient Blood Management (PBM), ist nichts Neues und basiert auf 3 Säulen:
- Optimierung des Erythrozytenvolumens
- Minimierung von Blutung und Blutverlust
- Erhöhung und Ausschöpfung der Anämietoleranz
ad1) Prävalenz der Anämie 10-20%! Therapie: Substitution bei Mangel, Eigenblutspende, Erythropoetin, Therapie des Grundleidens
ad2) Chirurgische Blutstillung, Chirurgische Technik (minimal invasiv), Fremdblutsparende Maßnahmen (Autologe normovoläme Hämodilution = ANH; Maschinelle Autotransfusion = MAT (Cell Saver), ggfs. kontrollierte Hypotension), Hämostase und Gesinnungsmanagement, Einsatz von Hämostyptika, Erhaltung / Wiederherstellung von Normothermie, Erhaltung / Wiederherstellung der Homöostase (Säure-Basen-Haushalt)
ad3)
während OP: situationsangepasst und individualisiert, Erhöhung des Sauerstoffangebotes über Optimierung des Herzzeitvolumens (inklusive Volumentherapie, Vasopressoren, Inotropika, Vasodilatatoren), Optimierung der Beatmung (hyperoxisch, normokapnisch), Reduktion des Sauerstoffverbrauches über therapeutische (milde) Hypothermie, adäquate Muskelrelaxation,
Ausschalten von Stressreizen (mittels adäquater Sedierungs- bzw. Anästhesietiefe und Analgesie),, Vermeidung bzw. Behandlung von schwerer Erkrankung, wie z.B. Sepsis, Trauma, Herzerkrankung,, Vermeidung von Medikamenteninteraktionen, die eine Anämie oder Blutung begünstigen
Auf Bettenstation: Aufrechterhaltung der Normovolämie, Schmerztherapie, Weiterbehandlung von vorbestehenden und Vermeidung von sekundären Erkrankungen, Vermeidung von Medikamenteninteraktionen, die eine Anämie oder Blutung begünstigen, gegebenenfalls passive (anstatt aktive) Mobilisierung
Sauerstoffinsufflation. Bei manifester Blutung wird als laborchemischer oberer Transfusionstrigger ein Hämoglobinwert von 7-9 g/dl empfohlen
Bereits 2008 gibt es herausgegeben vom Vorstand der Deutschen Bundesärztekammer auf Empfehlung des Wissenschaftlichen Beirates (2008)
und von allen Fachgesellschaften Österreichs, inkl. der Österr. Gesell. für Chirurgie übernommen folgende Empfehlung:
Trotzdem werden bei vielen Operationen und in vielen Krankenanstalten Österreichs unnötig Erykonzentrate meist von den AnästhesistInnen ausgeschrieben, die nie verbraucht oder dann auch intraoperativ liberal gehandhabt werden. Obwohl die Untersuchungen und Empfehlungen von AnästhesistInnen ausgegangen sind, werde diese meist von den eigenen Leuten nicht in die Praxis umgesetzt.
Glance LG et al. Anesthesiology, 2011;114(2):283-92
Gombotz H et al. Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2011;46:396-401
Wichtiger Beitrag. Oft ist aber der AnästhesistIn zurückhaltender und der ChirurgIn drängt auf Gabe von Ery-Konzentraten. Es spielt sicher nicht nur der Hb-Wert eine Rolle sondern auch der Zeitfaktor und der Patientenzustand.