Intraoperative Hypothermie

In den 1980 Jahren mussten wir feststellen – und das besonders aus eigener Erfahrung bei der Lebertransplantation, die auf Grund der Indikation bei terminal chronisch Lebererkrankten angewandt, mehrerer Stunden (in Einzelfällen bis 30 Stunden!) gedauert hat, dass die intraoperative Hypothermie ein limitierender Faktor war. Besonders die Coagulopathie stand anfangs im Vordergrund und nicht selten wurde dei Operation nicht ganz beendet und die Patienten auf der Intensivstation aufgewärmt bis sie neuerlich operiert wurden. In den 1990er Jahren kam die Erkenntnis, dass die intraoperative Hypothermie noch weitere negative Auswirkungen auf den postoperative Verlauf hat. Besondere Berücksichtigung fand die Auswirkung auf eine erhöhte Wundinfektionsrate (SSI). Die entscheidende Veröffentlichung war die von Kurz et al. 1996, die im NEJM erschienen ist [1]. Diese Erkenntnisse führten zu Leitlinien, unter anderem auch der WHO. Daraufhin fanden intraoperative Maßnahmen, wie angewärmte Infusionen, Forced-air Warming Blankets, wie der Bair Hugger, statt, die dafür sorgten, dass die intraoperative Kerntemperatur der Patienten relativ konstant bleibt und heute nicht mehr ein vordergründliches Problem darstellen sollte. Dies konnte nun eine auf dem NSQIP (American College of Surgeons National Surgical Quality Improvement Program) basierende jüngste Untersuchung bestätigen[2; retrospektive Kohortstudie an einem Teriären Krankenhaus an 296 erwachsenen Patienten mit Koloneingriffen zwischen 2005 und 2009]. Die Werte: intraoperative Temperatur, 35,9°C (0,6°C); Nadir 34,3°C (2,8°C); 4,7% (10,8%) der Zeit im Nadir und knapp die Hälfte (49.9% (42.0%)) der Zeit mit einer Kerntemperatur unter 36,0°C. Die Rate an SSI nach 30 Tagen war nicht abhängig von der intraoperativen Temperatur und betrug 12,2%. Ledifglich der Body Mass Index (BMI) war in allen 4 Regressionsanalysen ein unabhängiger Parameter für das Auftreten einer SSI (odds ratio: 1,39; 95% CI: 1,10-1,76; P = 0,007). Kritisiert werdne kann, dass nur 296 der insgesamt 868 Patientern mit Kolonresektion in die Studie aufgenommen wurden und dass nciht explizit zwischen oberflächlicher, tiefer und organbezogener SSI unterschieden wurde, sondern alle gemeinsam evaluiert wurden. Auch wurde nicht zwischen konventioneller und laparoskopischer Methode unterschieden. Nichts desto trotz, die extremen intraoperativen Temperaturauslenkungen, wie sie noch vor 20 Jahren beschrieben wurden, scheinen der Vergangenheit anzugehören. Unter diesen Umständen spielt die geringe Variation der Kerntemperatur und die eher kurze Zeit in der sie immer noch auftritt in Bezug auf die SSI keine vordringliche Rolle mehr zu spielt. Das ist meiner Meinung nach als ein Erfolg der interdisziplinären Zusammenarbeit im OP anzusehen. Daher können wir unser Augenmerk auf zusätzliche Gebiete, wie der Hyperoxie, „goal-directed“ Flüssigkeitsmanagement [3], minimal invasive Operationsmethoden, etc., die eine Rolle bei der Verhinderung der SSI spielen, richten.

[1] Kurz A et al. Study of Woundinfection and Temperature Group. Perioperative normothermia to reduce the incidence of surgical wpound infection and shorten hospitalisation. NEJM 1996;334:1209-15

[2] Baucom RB et al. Association of Perioperative Hypothermia During Colectomy With Surgical Site Infection. JAMA Surg. Published online April 22, 2015

[3] British Consensus Guidelines on Intravenous Fluid Therapy for Adult Surgical Patients (GIFTASUP). London: NHS National Library of Health. http://www.ics.ac.uk/intensive_care_professional/standards_and_guidelines/british_consensus_guidelines_on_intravenous_fluid_therapy_for_adult_surgical_patients__giftasup__2008

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